Systemische Beratung, Gewaltfreie Kommunikation und Politische Bildung

Bereits seit einigen Jahren führen wir neben Workshops der politischen Bildung auch immer wieder Teambuildings und Seminare zum Thema Konflikt und Kommunikation durch. Zielgruppen sind sowohl Schüler:innen als auch berufstätige Erwachsene.

Für uns ist es immer wieder spannend, unterschiedliche Gruppen und Gruppendynamiken kennenzulernen und gemeinsam zu überlegen, wie Teams gut zusammenarbeiten und auch mit möglichen Konflikten konstruktiv umgehen können.

Der Bezug zur politischen Bildung ist für uns dabei naheliegend: Damit Gesellschaft und Demokratie funktionieren können, ist es wichtig, dass Teams und Gruppen bereits auf kleiner Ebene miteinander auskommen und sich Menschen auch in ihrem Schul- und Arbeitsalltag konstruktiv austauschen und einbringen können. Darüber hinaus ist die Fähigkeit, Empathie zu entwickeln und andere Perspektiven einnehmen zu können, von großer Bedeutung – ob in der Politik oder im alltäglichen Miteinander.

Um neue Denkanstöße, Inhalte und methodische Anregungen für unsere Arbeit mitzunehmen, habe ich im Mai und Juni eine viertägige Fortbildung zu Systemischem Coaching und ein dreitägiges Basisseminar zur Gewaltfreien Kommunikation besucht.

Die Gewaltfreie Kommunikation ist ein Ansatz der Kommunikation und Konfliktlösung. In den drei Tagen näherten wir uns vielen zentralen Fragen: Was bedeutet Empathie? Warum ist es wichtig, zwischen Gedanken und Gefühlen, zwischen Beobachtungen und Interpretationen zu unterscheiden? Wie reagiere ich angemessen auf Vorwürfe und wie vermeide ich selbst, vorwurfsvoll zu sein? Wie verhindere ich, dass ein Konflikt eskaliert? Wie äußere ich Wertschätzung? Wie stelle ich sicher, dass mein Standpunkt Gehör findet?

Die Theorie schien oft simpel, die Übungen dazu waren dennoch herausfordernd. Denn empathische und aufrichtige Kommunikation, bei der ich meine Gefühle und Bedürfnisse klar mitteile, aber auch die meines Gegenübers im Blick habe und wertschätze erfordert Training, Mut und Geduld – ist aber sehr wertvoll, wenn sie gelingt.

In der Weiterbildung zum Systemischen Coaching setzten wir uns zunächst mit der Theorie und Grundhaltung auseinander. Hier fanden sich Ideen wieder, die auch in unserer Arbeit der politischen Bildung und Prozessbegleitung eine wichtige Rolle spielen:

  • die Idee und das Bewusstsein darüber, dass Menschen sich ihre subjektive Wirklichkeit und Erfahrungswelt konstruieren,
  • der Ansatz, Menschen nicht als losgelöste Individuen zu betrachten sondern als Teile eines Systems, und deshalb immer einen genauen Blick auf Kontext und Wechselwirkungen zu werfen,
  • die Betrachtung und das Hinterfragen der Prämissen, mit denen Menschen in sozialen Systemen eine bestimmte Wirklichkeit und Gegebenheiten erzeugen,
  • die Haltung der Multiperspektivität, mit der im systemischen Beratungsansatz eine Situation bzw. ein Problem von unterschiedlichen Seiten beleuchtet und mögliche Perspektiven aller Beteiligten nachvollzogen und einbezogen werden.
  • ein insgesamt sehr lösungs-, zukunfts- und handlungsorientierter Ansatz, der dem einzelnen Menschen mit viel Offenheit und Neugier begegnet.

Wie diese Grundhaltungen in der Arbeit mit Menschen und Gruppen umgesetzt werden können, erprobten wir in vielen konkrete Übungen und lernten Methoden kennen, die dabei helfen, Probleme zu identifizieren und Lösungen zu finden – systemisches Fragen, das innere Team, Reflecting Team, Aufstellungen, Arbeit zu Glaubenssätzen und dem Werte- und Entwicklungsquadrat, Reframing.

Ich halte viele der Inhalte und Werkzeuge für geeignet für unsere Arbeit und freue mich bereits auf die Anwendung.