Die aktuellen Herausforderungen für die Demokratie und den öffentlichen Diskurs, die teilweise hitzigen gesellschaftlichen Debatten und die härter ausgetragenen Kontroversen beeinflussen zunehmend auch unsere Arbeit. Lange Zeit bestand politische Bildung zumeist darin, etablierte Regeln, Prozesse und Verfahren zu vermitteln. Inzwischen geht es häufig auch darum, Gewohntes zu hinterfragen, Alternativen zu durchdenken, einen demokratischen Konsens immer wieder neu zu bestimmen und zu begründen.
Diese Situation macht unsere Arbeit herausfordernder, aber auch spannender. Immer wieder müssen wir uns auf ungewohnte Denkweisen und Erwartungen möglichst offen einlassen, um dann nach Gemeinsamkeiten und Verständigungsmöglichkeiten zu suchen.
Methodisch haben wir im vergangenen Jahr unser Spektrum auch deshalb weiter verbreitert. Die Analyse von Weltbildern und Wertmaßstäben, auch anhand politischer Äußerungen und Ansätze, hat an Bedeutung gewonnen. Für die Friedrich-Ebert-Stiftung haben wir einen Ansatz entwickelt, bei Diskussionen über Zukunftsfragen die Aufmerksamkeit auf die für eine positive Entwicklung nötigen vielen kleinen Schritte zu lenken. Mit Escape-Rooms suchen wir vermehrt einen unmittelbaren, eher impulsiven Zugang zu Problemlagen, um Menschen mit ihrem eigenen Verhalten zu konfrontieren und sie zur Reflexion anzuregen.
Gleichzeitig haben wir die Arbeit mit Planspielen weiter verbreitert und ausdifferenziert. So ist zum Beispiel für den Bundesverband der Volkshochschulen frei verfügbares und leicht einsetzbares Lernmaterial zur Beschäftigung mit „Gemeinsinn“ entstanden. Ein ganz anderes Beispiel ist, dass wir Parlamentarismusfachleute aus ganz Europa bei ihrer Jahreskonferenz sehr intensiv Selbstverständnis und Arbeitsweise des Bundesrates näherbringen durften.
Besonders anregend waren auch unsere internationalen Aktivitäten, vorneweg die Projekte im Rahmen der deutsch-französischen Zusammenarbeit. Eine Herausforderung waren Einsätze in Myanmar (wo Demokratie und Parlamentarismus derzeit von Grund auf entwickelt werden), im Libanon (wo die innenpolitische Zusammenarbeit in einer sehr heterogenen Gesellschaft in der aktuellen internationalen Situation vor besonderen Herausforderungen steht) und in Tunesien (wo ein Land nach der „Arabellion“ 2011 mühsam aber stetig den Weg in eine stabile Demokratie sucht).
2020 wollen wir das Laufende weiterverfolgen und wieder Neues wagen. Inhaltlich werden in Deutschland das 30. Jubiläum der Wiedervereinigung und die Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union besondere Schwerpunkte bilden. Methodisch bleiben wir neugierig und bereit zu innovativen Formaten, um die jeweilige Zielgruppe bei ihren speziellen Interessen und Möglichkeiten abzuholen. Gerne auch im Dialog mit Ihnen!