Deutsch-Russisches Jugendparlament

(Foto: © Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch)

Wie schafft man es, in politisch aufgeheizter Lage eine konstruktive und sachliche Diskussion zwischen Russen und Deutschen hinzubekommen, von der beide Seiten profitieren? Dies war die Herausforderung bei der Konzeption des diesjährigen, mittlerweile zehnten “Deutsch-Russischen Jugendparlaments” in Landtag von Brandenburg in Potsdam vom 1. – 5. Dezember 2013.

Ausgestattet mit einer seit Jahren an Umfang wachsenden Geschäftsordnung und Doppelspitzen in allen Funktionen, war die Veranstaltung zunehmend in Ritualen erstarrt. Unsere Idee: Um die Bildung einer russischen und einer deutschen Gruppe zu vermeiden, skizzierten wir entlang einer gesellschaftspolitischen (konservativ vs. progressiv) und einer wirtschaftspolitisch Achse (wachstums- vs. verteilungsorientiert) vier so weder in Russland noch in Deutschland existente Parteien, denen sich die Teilnehmenden zuordneten. Heraus kamen vier bzgl. nationaler Herkunft gemischte Gruppen, die als Fraktionen eines Parlaments fungierten, ihre Positionen in internen Diskussionen erarbeiteten, Vertreter in drei Ausschüsse entsandten um dann am Ende im Plenum gemeinsam ein Ergebnis zu verabschieden.

Mit diesem Ansatz ist es uns gelungen, zum gerade aktuell durchaus kontroversen Thema “Internet – Freiheit des Wortes, Verantwortung des Einzelnen, Pflichten des Staates” über vier Tage sehr fundierte und substanzielle Diskussionen zu ermöglichen. Nebenbei lernten die Teilnehmenden sehr viel über parlamentarische Arbeit. Besuchende Journalisten erwarteten angesichts deutsch-russischer Spannungen eine aufgeheizte Stimmung und waren fast etwas enttäuscht, sachlich diskutierende Studentinnen und Studenten vorzufinden. Wobei es durchaus die Absicht der veranstaltenden Stiftung war, bei den Parlamentsdebatten eng am Thema “Internet” zu bleiben und kontroverse tagespolitische Diskussionen ins Rahmenprogramm auszulagern.

In der Planspieldidaktik geht man in der Regel davon aus, dass Planspiele immer Rollenspiele sind, dass also die Teilnehmenden in eine fremde Persönlichkeit schlüpfen. Dies war hier ausdrücklich nicht der Fall: Alle erarbeiteten ausschließlich und ohne Vorgaben eigene Positionen. Der Rahmen wurde jedoch wie in einem Planspiel exakt vorgegeben.

Das Konzept, an dessen Entwicklung und Umsetzung Prof. Dr. Stefan Rappenglück von der Hochschule München aktiv mitgewirkt hat, ist voll aufgegangen. Die Teilnehmenden zeigten sich – auch im Vergleich zu früheren Veranstaltungen – hochzufrieden.

 

Referenz