Gesellschaftsvertrag ganz praktisch

In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Welche grundlegenden Regeln würden wir in unserem Land setzen, wen wir diese heute selbst gestalten könnten? Mit diesen Fragen versetzten sich am 20. und 21. Juli 2014 Studierende der Medical School Hamburg in die Situation, eine Verfassung selbst zu gestalten. Dabei schlüpfte an beiden Tagen jeweils eine Gruppe in die Rollen fiktiver Personen – arm oder reich, jung oder alt, homo- oder heterosexuell, …. In Ihrem Interesse sollten sie die Regeln des neuen Gesellschaftsvertrags formen.

Eine zweite Gruppe erhielt den Auftrag, die Regeln so zu gestalten, dass sie in dieser Gesellschaft gut leben können, egal welche Rolle sie später erhalten. Damit folgten sie einem Gedankenexperiment, das schon Vertragstheoretiker von Thomas Hobbes bis John Rawls zur Gestaltung einer gerechten Gesellschaft unternommen hatten.

Die Studierenden setzten Sie sich mit dem Spannungsfeld von Freiheit und Gleichheit in Bereichen wie Wirtschaft, Politik, Gesundheit, Bildung und Strafrecht auseinander. Dabei diskutierten sie Ideen von ganz utopischen Visionen – Abschaffung des Geldes – bis hin zu ganz konkreten Regeln – zum Zweck der Gleichberechtigung müssen alle Bewerbungen anonym sein.

In der anschließenden Reflexion thematisierten die Teilnehmenden die Unterschiede zwischen Einzelinteresse und Gemeinwohl, zwischen Verfassung und Gesetz, zwischen direkter und repräsentativer Demokratie. Eine Erkenntnis zeigte sich dabei in allen Gruppen sehr deutlich: Wer sich an der Gestaltung der Regeln beteiligt, ist nachher viel stärker bereit, die Regeln anzuerkennen, auch wenn nicht jede einzelne der eigenen Interessenlage entspricht.

Heidi Ness entwickelte das Konzept im Auftrag von und gemeinsam mit Dr. Sönke Petersen, Dozent an der Medical Scool Hamburg, und leitete die Veranstaltungen gemeinsam mit diesem an. Grundlage war dabei die Publikation “Utopolis. Demokratisch leben lernen”.

Referenz