Kommunale Umweltpolitik in Beirut

Als Teil der Citizenship Summer School der Friedrich-Naumann-Stiftung im Libanon haben wir in Beirut ein Planspiel über umweltpolitische Maßnahmen durchgeführt. Im Laufe eines Tages haben sich die 75 Studierenden in politischen und zivilgesellschaftlichen Rollen aus dem Beiruter Stadtrat mit verschiedenen Maßnahmen zu den Themen Elektrizität, Abfall & Recycling, ÖPNV und nachhaltige Wirtschaft beschäftigt.

Im Libanon sind verschiedene Krisen miteinander verwoben, mit denen die fragilen, häufig wechselnden Regierungen völlig überfordert sind. Die allumfassende Finanzkrise – eine der dramatischsten der Neuzeit – hat das Land in eine scheinbar unlösbare Schieflage gebracht. In dieser Situation ist es nicht überraschend, dass die Politikverdrossenheit extrem hoch ist und dem Umweltschutz nur eine niedrige Priorität gegeben wird. Für viele Menschen im Libanon sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz Luxusprojekte, die mit eingeschränkter Freiheit und hohen Kosten assoziiert werden.

In diesem Kontext ist es um so wichtiger, junge Menschen anzusprechen und bei ihnen ein einerseits ein optimistischeres Politikverständnis und andererseits positive Perspektiven auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz anzuregen. Nachdem unsere 75 Teilnehmenden in die Rollen fünf verschiedener Parteien und fünf zivilgesellschaftlicher Akteure geschlüpft sind, haben sie aus dem Blickwinkel der jeweiligen Ideologien und Ziele die verschiedenen Themen kennengelernt. Hierbei wurde betont, dass Maßnahmen, die die Alltagsprobleme der Bevölkerung angehen, oft auch mit verbessertem Umweltschutz einhergehen können.

In der zweiten Hälfte der Veranstaltung standen Verhandlungen und Kompromissbildung im Mittelpunkt. Die Teilnehmenden mussten sich untereinander koordinieren und miteinander arrangieren, um ihre jeweiligen Ziele erreichen zu können. In der Evaluation haben viele der Teilnehmenden angegeben, an dieser Stelle viel neues Verständnis für politische Aushandlungsprozesse erworben zu haben. Dadurch, dass im Spiel nicht nur politische Parteien, sondern auch Investoren und die Zivilgesellschaft vertreten waren, wurde die Komplexität der Finanzierung größerer Maßnahmen verdeutlicht. In der abschließenden Sitzung des Stadtrates wurden noch einmal die verschiedenen Positionen diskutiert und am Ende mit einer Abstimmung und großen Applaus beschlossen.

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